Wen interessiert’s?
Dich, ihn, sie oder niemanden. Aber ich möchte nicht länger warten. Denn Schreiben erfüllt mich. Schon immer.
Deswegen hab ich mir in meinen Jugendjahren ganz auf Klischee eine Schreibfeder tätowieren lassen – mit einer 03, denn in diesem Jahr fing die Liebe zum Tagebuch schreiben an. Denn das Schreiben hat mich gerettet, während es Zuhause nicht so gut lief. So habe ich Platz geschaffen für meine Gedanken und Gefühle und konnte weitermachen.
Erst vor einiger Zeit fing ich dann an, auch ganz ehrlich über meine Gedanken und Gefühle mit anderen zu sprechen. Darüber, wie ich was erlebt habe. Was ich für Erfahrungen gemacht habe. Und je mehr ich teilte, desto mehr bekam ich zurück. Sich öffnen macht Platz im Inneren. Das habe ich schon beim Tagebuch schreiben damals gemerkt. Aber Dinge aussprechen? Das macht erst richtig Platz.
Doch woher soll man das wissen? Wie soll man das schon richtig machen, wenn man es nicht gelernt hat? Wenn man nicht gelernt hat, wie richtige Kommunikation funktioniert. Entweder wurden Dinge wegignoriert oder es ging so richtig zur Sache. Und so spinnte ich diesen Faden in meiner letzten Beziehung fort und redete auch nicht. Machte Dinge mit mir selbst aus. Und der Platz verschwand immer mehr. Der Stift blieb liegen. So lange, bis ich nichts mehr fühlte.
Doch ein wenig fühlte ich dann zum Glück doch noch. Fühlte, dass es so nicht weitergeht. Dass ich es ändern möchte. Dass ich es besser machen möchte. Und so legte ich den Faden beiseite. Ich fing an mich mitzuteilen. Ich fing an zur Therapie zu gehen. Öffnete mich immer mehr. Reflektierte. Schaffte wieder mehr Platz. Fing wieder an zu fühlen. Fühlte nun alles und wollte alles fühlen. Auch die nicht so schönen Gefühle. Was natürlich nicht immer einfach ist. Aber die Arbeit lohnt sich, denn jetzt stehe ich an einem Punkt in meinem Leben, wo ich so sehr bei mir bin, wie noch nie. Ich habe nun Freunde und einen Partner, mit denen ich über alles reden kann – ohne Scham. Weil ich mich traue. Weil ich gelernt habe, dass jeder seine Päckchen zu tragen hat. Weil ich gelernt habe, dass die Päckchen leichter werden, wenn man sie teilt.
Und weil ich das gelernt habe, möchte ich nun auch meine Gedanken und Erfahrungen online veröffentlichen. Vielleicht weckt’s ja Interesse. Vielleicht helfe ich sogar mit dem einen oder anderen Tipp weiter (und wenn es so ist, lasst es mich gerne wissen!). Na, und vielleicht weckt’s auch kein Interesse. Tja, dann – wen interessiert’s schon? Das ist dann voll ok. Aber Schluss mit Prokrastination aus Angst. Ich fang jetzt einfach an.